Der Frühling zeigte sich dieses Jahr früh, angekündigt durch die ersten weißen Blüten der Obstbäume. Doch plötzlich reißen uns Schnee und kalte Winde zurück in den Winter. Das Hin und Her zwischen den Jahreszeiten erinnert uns das alte Sprichwort: „April, April, macht, was er will.“ Wir murren vergeblich, doch wir wissen, dass das Leben trotz allem wieder in Richtung der Sommerwärme voran taumelt.
Aprilhafte Pole
Normalerweise können wir mit diesem Leben zwischen den aprilhaften Polen von warm und kalt gut umgehen. Was aber passiert, wenn solche Wetter-Extreme zur Normalität werden? Wenn es keinen frischen Frühlingsregen für die Maiblumen oder für die (jedem Bierliebhaber sympathische) Gerste gibt; wenn es für die aus dem Süden zurückkehrenden Zugvögel zu warm ist und dann plötzlich wieder zu kalt für die früh erwachten Blüten?
Gemeinsam Lernen
Was geschieht, wenn wir bemerken, dass unsere hergebrachten Vorstellungen über die Welt und das Klima sich nicht mehr mit der Wirklichkeit decken? Was geschieht, wenn diese Wirklichkeit unser bisheriges Wissen übersteigt und wenn es niemanden gibt, der eine Antwort parat hat? – Es bedeutet, dass wir mit einer sich unvorhersehbar verändernden Welt leben lernen müssen. Das bedeutet aber auch, dass wir das Risiko eines veränderten Denkens eingehen müssen – auf Basis gegenseitigen Vertrauens und gemeinsamen Lernens.
Offene Antwort
Unsere Zen-Praxis kann dieses Lernen in vielerlei Hinsicht unterstützen: Zunächst im Vertrauen auf uns selbst, wenn wir loslassen und uns für einen Geist öffnen, der nichts weiß. Sodann, indem wir einander im Sinne dieser grundsätzlichen Bereitschaft zur Offenheit vertrauen. Wenn wir (beim Praktizieren) auf den Boden starren, kann die Welt von Moment zu Moment neu entstehen – in einem Atemzug, der ständig fragt: „Was ist das?“ – Ideen und Erwartungen tauchen auf und verschwinden wieder – wir aber, ersticken die offen bleibende Frage nicht mit einer Antwort.
Mit dieser wachen Offenheit können wir einander helfen, gemeinsam einen Weg durch diese unvorhersehbare Welt zu finden.