Im Augenblick gibt es so viel Gewalt und so viele Konflikte. Es hallt und dröhnt aus den Nachrichten und aus den Berichten von Betroffenen. Unvorstellbare Dinge werden plötzlich zur blanken Realität und erweisen, wozu Menschen fähig sind. Wir fragen uns: Woher kommt das? Was ist das? Welche Verantwortung trage ich selbst inmitten all dieser Ereignisse?
Wenn wir die Botschaften der Leidtragenden hören, empören wir uns womöglich über die Ungerechtigkeit, die diesen Menschen zuteil wird; Gefühle wie Wut, Hass und Aggression liegen nahe. Wir merken, wie sich unser ganzer Organismus anspannt und wie uns alles klein und beunruhigend erscheint.
Der „Ich-mein-mir-Kopfhörer“
Wie können wir uns das anhören? Beginnen wir im Hier und Jetzt: Wir erleben ständig eine Fülle verschiedenster Konflikte und Ärgernisse – sowohl in unserer äußeren Umgebung als auch in unserem Inneren.
Normalerweise bemühen wir uns um ein gutes Leben für uns selbst und für die Menschen, die uns nahestehen. Wir wollen gehört werden, und wir hören gerne auf die, die wir lieben. Wenn jedoch die „Ich-mein-mir-Energie“ aufsteigt, wird die Fürsorge leiser, und wir hören meist nur uns selbst. Wie meine Welt sein sollte und wie dieses „Ich“ sein möchte. Mein Schmerz, mein Wissen über richtig und falsch, meine Überzeugung, im Recht zu sein.
Wir können uns dabei ertappen, wie wir uns die „Ich-mein-mir-Kopfhörer“ aufsetzen und dem „Meine-ach-so-tolle-Meinung-Sound“ lauschen oder der „Meine-eigene-Geschichte-Stimme“ nachhängen. Wir halten an „meinen Verletzungen“ fest sowie an denjenigen, mit denen wir uns identifizieren und mit denen wir mitfühlen.
Im Laufe der Zeit wird sich die Qualität dieser Kopfhörer verbessern und die Rauschunterdrückung immer perfekter funktionieren. Wir genießen die herrliche Klangqualität, welche all das verstärkt, was wir hören wollen. Wir tauchen völlig ein in unsere „Ich-mein-mir“ -Sinfonie und nehmen nichts mehr wahr von dem, was um uns herum ist. Man muss von draußen schon sehr laut rufen, damit dies durch die Kopfhörer dringt.
Was hörst du jetzt?
Müssen wir unbedingt dem Impuls Folge leisten, diese Kopfhörer aufzusetzen? Was ist, wenn wir diesem Impuls nicht folgen: Wir geben ihm nicht nach, unterdrücken ihn aber auch nicht. Sondern wir hören einfach auf das, was in diesem Moment und in unserer Gegenwart vorgeht: Das ist der Klang des Atems, da ist das Geräusch des Computergebläses, da ist das Aroma der Luft. Können wir einen Augenblick lang ganz dabeibleiben: eben jetzt?
Hörst du es?
Ist es möglich, dabei zu bleiben und uns nicht von „irgend etwas“ hinwegtragen zu lassen?
Was hörst du jetzt?
Ohne es mit einem Namen und einer Form zu benennen, was ist es? Wenn du immer wieder neu zum Zuhören, zum Hinhorchen zurückkommst, dann kann das Mitgefühl von selbst entstehen und wir bemerken, dass sich so etwas wie eine Öffnung, eine Klarheit herstellt. Und was dann?
Wie kann man helfen?
Jemand fragte, was wir tun sollen, wenn wir meinen, nichts tun zu können. Was, wenn wir nichts zu tun vermögen, um zu helfen? Zen-Meister Wu Bong pflegte zu fragen: „Wie können wir einer Person helfen, die nichts sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen kann?“ – Sämtliche Zugänge scheinen blockiert: Was kann man tun?
Es gibt da aber immer noch etwas, das wir tun können. Was ist das? Es kommt von tief innen.
Finde es bitte und hilf dieser Welt!